Der 1972 vom Mainzer Forum-Theater unterhaus erstmals verliehene DEUTSCHE KLEINKUNSTPREIS gilt als die bedeutendste Auszeichnung, die im deutschsprachigen Raum jährlich in den Sparten Kabarett, Musik, Kleinkunst und Stand-up-Comedy vergeben wird.
Den mit € 5.000,- dotierten Förderpreis zum DEUTSCHEN KLEINKUNSTPREIS stiftet die Stadt Mainz, den ebenfalls mit € 5000,- dotierten Ehrenpreis zum DEUTSCHEN KLEINKUNSTPREIS stiftet das Land Rheinland-Pfalz. Der DEUTSCHE KLEINKUNSTPREIS ist mit insgesamt € 30.000,- dotiert.
Fotos: © ZDF/ Maximilian von Lachner
Die Gewinnerinnen und Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2023 stehen fest. Die vom unterhaus Mainz seit 1972 verliehene Auszeichnung geht demnach an folgende Künstler in folgenden Kategorien:
Damit zeichnet die Jury eine Künstlerin aus, die mit einer klaren Haltung zu politisch und gesellschaftlich relevanten Themen begeistert und ihnen mit leichtfüßiger Bissigkeit auf den Grund geht. Mit brillantem Verstand und scharfer Zunge beweist die Schnelldenkerin und Schnellsprecherin, dass man schwer überblickbare polit-ökonomische Zusammenhänge auch sehr unterhaltsam darstellen kann. Die studierte Diplom-Volkswirtin deckt Scharaden der Finanzwirtschaft erbarmungslos auf, packt Themen wie Lobbyismus genauso gnadenlos an wie Missbrauchsskandale und Zölibat: das ist politische Satire in Reinkultur.
Damit zeichnet die Jury einen Künstler aus, der mit seinem Album „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ für sich ein neues Genre erschlossen hat: Vom Rap zum deutschen Chanson. Seine Songs sind mal politisch, mal autobiografisch, mal bissig, mal humorvoll, immer aber perfekt getextet und zum Klavier mit sparsamer Orchestrierung vorgetragen. Seine Poesie reicht vom Gedankenspiel, zusammen mit Penelope Cruz Sextouristen in Bangkok zu jagen, über ein rührendes Liebeslied bis hin zum Titelsong, in dem er Anfeindungen rechter Publizisten gegen ihn verarbeitet. Die Jury ist der Meinung, dass er sich mit diesem Album in die Spitzengruppe der Songpoeten in deutscher Sprache gespielt hat.
Damit zeichnet die Jury einen Künstler aus, der es als klassischer Geschichtenerzähler in sehr modernem Gewand geschafft hat, für sich fast die Nische eines eigenen Genres zu schaffen. Nikita Millers Geschichten sind nicht nur Verpackung für lustige Pointen oder tiefer gehende Botschaften. Bei ihm steht die Story selbst im Fokus, die mit fast filmreifer Dramaturgie Alltags-Situationen, Erlebnisse aus eigner Jugend und ironisch gebrochenen Klischees seiner kasachisch-russischen Herkunft immer mehr eskalieren lässt. Seine Situationskomik, überraschenden Rückbezüge und skurrilen Höhepunkte - gewürzt mit viel Street Credibility - nehmen das Publikum mit auf eine Erzählreise, die niemand vorzeitig beenden möchte.
Damit zeichnet die Jury eine Künstlerin aus, die mit ihrem Stand-Up Programm „Pussy Nation“ ihr großartiges Talent und ihre Ausnahmestellung in der deutschen Comedy-Szene beweist. Sie begeistert mit ihrer ansteckenden Spiellaune, ihrem perfekten Timing und ihrem spitzen, aber umarmenden Humor. Ihre Texte sind absolut auf der Höhe der Zeit und schlagen immer eine Brücke von ihren eigenen Erlebnissen und Ängsten hin zu den großen Themen der Welt. „Pussy Nation“ ist ein tiefgründiges, grandioses Comedyprogramm mit Erkenntnisgewinn und Carolin Kebekus schafft darin mit klarer Haltung allerbeste Unterhaltung.
Damit zeichnet die Jury ein Ensemble aus, das mit präziser Beobachtung und großer künstlerischer Bandbreite die Alltagswelt und ihre popkulturellen Auswüchse zerschlägt, um sie dann urkomisch wieder zusammenzusetzen. Ihr Repertoire reicht von absurden Stand-Ups und Sketchen sowie pointierten Parodien und Persiflagen über Songs und musikalische Miniaturen rund um die alltäglichen Abgründe und Widersprüche bis zum Zusammenspiel von Bewegtbild und Performance vor Publikum. Die Weiterentwicklung und Adaption ihrer YouTube- und Social Media-Hits für die Bühne gibt nicht nur ihrer komischen Kunst, sondern auch der Kleinkunstbühne selbst neue Impulse.
Damit zeichnet die Jury ein Duo aus, das die komische Literatur abwegiger Bauart in eine neue Dimension geführt hat. Ab 1992 haben Jochen Malmsheimer und Frank Goosen acht Jahre lang eine ganz eigene Art der in Rage gelesenen, satirischen Spontan-Komik entfaltet und sind auch nach ihrer 20 Jahre andauernden „Sommerpause“ unvergessen geblieben. Ihre längst sehnsüchtig erwartete, pandemie-trotzige Digital-Reunion 2020 krönen sie seit 2022 mit einer gefeierten Livetour, in der sie zeigen, dass ihre eigene literarische Hochkomik-Produktion, das Hand in Hand ihrer Improvisationspointen, ihre sich in vulkanartig ausbrechende Raserei steigernde Vortragskunst nichts an Frische, Zeitgeist und Originalität verloren hat. Mit dem Ehrenpreis ehrt das Land Rheinland-Pfalz Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise Verdienste im Bereich der sogenannten Kleinkunst erworben haben: Solche Persönlichkeiten wie Frank Goosen und Jochen Malmsheimer als Tresenlesen.